Als Otto in Person von Sabrina Hauptman mich fragte, ob ich an den InnoDays 2016 teilnehmen wollte, war ich mir unsicher, wieviel mir das wirklich bringt. Schließlich hatte ich schon ähnliche Veranstaltungen besucht: Hackathon, FedEx Day und wie sie alle heißen. Und so richtig überzeugt war ich nie.
Erstmal sieht das alles ganz einfach und plausibel aus. Das Unternehmen möchte innovativer werden (wer möchte das nicht?) und bei vielen Entwicklern gibt es den starken Wunsch, die ganzen neuen Technologien mal auszuprobieren, die „da draußen“ gerade angesagt sind.
Also lässt man der Kreativität der Entwickler mal einen oder zwei Tage lang freien Lauf und guckt mal, was herauskommt. Die Veranstaltungen sind dann auch durchweg cool. Man kann die Energie spüren und die Entwickler haben sehr viel Spaß. Das alleine ist für viele Unternehmen bereits eine große Anstrengung und respektiere den Versuch sehr.
Probleme mit vielen Hackthons
Meist ist es aber eben auch nicht mehr als ein erster Versuch:
- Es gibt keinen definierten Prozess, was mit den Ergebnissen passiert. Es gibt lediglich die diffuse Hoffnung, dass irgendjemand „da oben“ schon die Genialität der Ergebnisse erkennen und dann die Projekte in die Roadmap aufnehmen wird. Passiert aber nicht.
- Die Ergebnisse sind meist extrem technisch (wer wollte nicht schon immer mal einen Hadoop-Cluster aufsetzen oder Docker in Docker laufen lassen?) und der Mehrwert für das Unternehmen bleibt unklar. Auch daher verwundert es mich nicht wirklich, dass niemand die Ergebnisse zu echten Projekten macht.
- Radikale erste Ideen sind so gut wie immer Mist. So werden dadurch zu guten oder sogar großartigen Ideen, dass sie über einen längeren Zeitraum durch verschiedene Köpfe gehen und mit anderen Ideen kombiniert werden (siehe [Sawyer2008]). Das leisten die Hackathons, die ich gesehen habe, kaum oder gar nicht.
So sind viele Hackathons nicht viel mehr als ein Strohfeuer, als kurz aufflammt, aber letztlich keine Wirkung hat. Es kann sogar zu Frustration führen, wenn die Teilnehmer diese Wirkungslosigkeit erkennen.
Siehe zu dem Thema auch meinen Blogpost zum Konzept der Slack-Time, in dessen Kommentaren Markus Andrezak das Konzept als „Opium für die Massen“ bezeichnet hat. Das trifft auch auf so manchen Hackathon zu: Tut er mehr, als die Entwickler zu beruhigen?
Otto InnoDays
Sicherlich ist es bereits eine bemerkenswerte Leistung, wenn ein Konzern wie Otto einen Hackathon wie oben beschrieben umsetzt und damit zeigt, dass sowas nicht den neuen hippen Internet-Unternehmen vorbehalten ist.
Trotzdem blieb für mich die Frage, was ich dabei lernen könnte.
Die ersten Otto InnoDays fanden 2015 statt – damals nur mit den internen Mitarbeitern der Entwicklung. 2016 wurden die InnoDays geöffnet für externe Mitarbeiter und für die Fachabteilungen. Das hört sich schon mal ganz gut an, weil es die Chance bot, aus dem reinen Techno-Fokus herauszukommen. Außerdem waren die Otto InnoDays 2016 sehr groß angelegt – mit einem Prozess, der letztlich zwei Wochen lang lief. Und die Organisation machte auch nicht irgendjemand „mal nebenbei“. Stattdessen stellte Otto nennenswert Kapazitäten für die Vorbereitung und durch Begleitung bereit. Die schienen es wirklich ernst zu meinen.
Damit waren meine Zweifel noch nicht ausgeräumt. Aber die Neugier begann zu überwiegen und so sagte ich zu.
Ziele und Ablauf der InnoDays 2016
Details… (folgen noch)
Otto InnoDays 2016: die ganze Geschichte
Dieser Blogpost ist ein Artikel in einer Blogpost-Serie.
Überblick über die ganze Blogpost-Serie…
Referenzen
- [Sawyer2008] Keith Sawyer: „Group Genius: The Creative Power of Collaboration“
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