Stefan Roock

All About Agile and Lean

Otto InnoDays 2016: Der Kulturwandel


Der Otto-Konzern will sich modernisieren und fit für das digitale Zeitalter werden.Wie groß dieser Schritt ist, kann man an einen Ausspruch eines Otto-Mitarbeiters festmachen: „Otto ist eine Behörde mit angeschlossenem Versandhandel.“

Otto-DW-Wirtschaft-Hamburg

Im Bereich eCommerce sind in den letzten Jahren beachtliche Erfolge erzielt worden: Skaliertes Scrum mit mit einer auf Verticals basierenden System-Architektur stellt die technische Basis bereit, auf der Business Agility (um mal ein Buzz-Word zu benutzen) möglich wird.

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Die InnoDays 2016 waren ein weiterer Schritt in Richtung einer auf agilen Werten beruhenden Unternehmenskultur. Bei den InnoDays habe ich erlebt, wo diese Schritte bereits mutig gegangen werden, aber auch wo alte Strukturen immer wieder hervorbrechen.

Silos

In einigen Teams waren klassische Silo-Strukturen deutlich erkennbar. In einer Ecke saßen die Programmierer in einer anderen die Tester und ganz zentral der „Projektleiter“, der die Idee eingebracht hat.

Das zeigte sich auch, als ein Team einen geplanten Interviewtermin absagte, weil der Interviewer nicht da war. In einem agilen Team hätte ich erwartet, dass jemand anderes aus dem Team das Interview durchgeführt hätte.

Ich habe aber auch ganze andere Teams erlebt, in denen wirklich gemeinsam auf Augenhöhe gearbeitet wurde. Die Verwendung von Mob-Programming in einigen Teams war ein gutes Zeichen für diese Art der kooperativen Arbeit.

OTTO_InnoDays16_Brainstorming

Ränge

In einigen Teams soll es mehrere Mitglieder aus der Profession „Projektmanager“ gegeben haben, die im Team um die Richtung gestritten haben.

In einem agilen Teams kann es natürlich auch Streit geben. Der Umgang ist allerdings anders als in der traditionellen Welt. In der agilen Welt wird der Konflikt möglichst weit geklärt. Wenn dann noch unterschiedliche Meinungen übrig sind, definiert das Team Experimente, um mehr über das Thema zu lernen und später eine gute Entscheidung treffen zu können.

Hier scheint die „klassische“ Kultur noch durch und zeigt, dass die agilen Werte und Prinzipien noch nicht durchgängig von allen gelebt werden.

Technik vor Nutzen

Es gab für die Teams die Möglichkeit, vor der Präsentation ihre Prototypen einigen potenziellen Nutzern vorzustellen und Feedback zu erhalten. Von dieser Möglichkeit haben nur wenige Teams Gebrauch gemacht. Der Grund war wohl Zeitmangel. Man wollte lieber weiter an der Entwicklung arbeiten als zu dem entwickelten Feedback einzuholen.

Das könnte ein Indiz dafür sein, dass einige Teams sich lieber mit der Technik als mit Kunden beschäftigen. Es könnte aber auch einfach bedeuten, dass die Zeit, die für die Entwicklung zur Verfügung stand doch etwas knapp bemessen war.

Und was ist mit Endkunden?

Das, was meiner Meinung nach den nächsten großen Schritt in die richtige Richtung bringen kann, ist der direkte Kontakt mit Endkunden. Bei den InnoDays 2016 war immerhin die Fachseite eingeladen. Auch wenn diese sich sehr gut mit dem Markt auskennen, sollte man die Fachseite nicht mit den Kunden verwechseln.

Nur im direkten Kundenkontakt können wirklich neue Bedürfnisse identifiziert und Lösungen schnell gegen diese Bedürfnisse validiert werden.

Einige Projekte haben sich daran versucht, junge Menschen auf die Otto-Plattform zu kriegen (z.B. durch Sprachsteuerung und Chat-Roboter). Allerdings frage ich mich, auf welcher Basis das passiert ist. Otto macht sehr oft A/B-Tests für neue Features auf der Plattform. Das nützt aber wenig, wenn die mit dem Feature adressierte Zielgruppe noch gar nicht auf der Plattform unterwegs ist. Dann muss man den direkten Kontakten zu echten Menschen aus der Zielgruppe suchen.

Wenn bei den InnoDays 2016 Endkunden ganz oder teilweise dabei wären, dann könnte das der ganzen Veranstaltung nochmal deutlich mehr Schub verleihen und die Lösungen noch besser machen.

Fazit

Ich habe eine insgesamt umgängliche, offene, engagierte Atmosphäre bei den InnoDays 2016 gespürt. Da hat Otto definitiv große Schritte in die richtige Richtung unternommen. Natürlich sind mehr als 100 Leute keine homogene Masse. Daher verwundert es nicht weiter, dass in einigen Teams bereits stärkere Anzeichen einer agilen Kultur zu sehen waren als in anderen.

Die stärkere Integration von Endkunden hat meiner Meinung nach sehr großes Potenzial – nicht nur bei den Otto InnoDays, sondern bei den meisten Hackathons, die ich gesehen habe.

Mehr zu den Otto InnoDays 2016

Die weiteren Blogposts in dieser Blogpost-Serie finden sich hier.

 

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